Digitalisierung vs. Digitalität? Is das alles eins? Ist das meins?

Am #digitaldienstag gehe ich der Frage WIE DIGITAL IST DIE KUNST? nach.

Und täglich grüßt das Murmeltier. Oder Bill Murray. Oder Ulrich Tukur. 

Oder meine tägliche Frage nach der Aktualität des Theaters. 
Schaffen wir uns als Kunstform nicht ganz erfolgreich selbst ab und das schon lange? Und auch wenn der Leidensweg ein langer und die Hoffnung ja zuletzt stirbt, ist es umso wichtiger sich umzuschauen. Was passiert um uns herum. Was passiert außerhalb der Theatersäle und Probenräume? 

Die Welt verändert sich und ja natürlich greifen theatrale Stoffe den Zeitgeist auf und ja wir brauchen für die Rezeption Zeit und ja schon das Wort Rezeption braucht Zeit.

Ich will aber im Jetzt sein, will jetzt leben, will jetzt Theatermachen. 

Und doch stehe ich immer wieder vor der Frage, wie viel Digitalisierung tut uns gut? Nicht nur dem Menschen, unserem Alltag, in diesem Fall der Kunst? 
Ein Instagramkonto und ein Smartphone machen die Kunst noch nicht digital. 
Weil ich eine Facebook-Ad schalte, bin ich schon lange nicht mehr fortschrittlich. 
Ja, ich kommuniziere als Künstlerin digital über diverse Kanäle, aber nur, weil ich Slack und Tinder und die App des Tages benutze, heißt das nicht, dass ich die damit die Kunst digitalisiere.
Digitalität und der Prozess der Digitalisierung sind zwei verschiedene paar Schuhe und eine Instagramstory ist erstmal nur eine Online-Marketing-Maßnahme.

Theatrale Phänomene wie Livekameras gehören schon fast zum Theateralltag wie ein Wahlabo. Und doch werden hier die Möglichkeiten durch die Digitalisierung immer größer, weiter, besser und vor allem schneller.

Mit dem richtigen Budget braucht die Livecam kein Kabel mehr und eine Glasfaserleitung ermöglicht eine einszueins-Übertragung über große Entfernungen.

 

Bestpractice: Die Parallelwelt

Die zwei siebenköpfigen Schauspielensembles auf den Bühnen im Berliner Ensemble und im Schauspiel Dortmund spielen zeitgleich miteinander Theater. Sie sind, wie das Publikum, zugleich voneinander getrennt und doch sicht- und hörbar miteinander verbunden, in Echtzeit: durch ein Glasfaserkabel, das Bilder und Töne in Lichtgeschwindigkeit über 420,62 Kilometer Luftlinie zwischen Dortmund und Berlin hin- und hertransportiert.
Quelle: Berliner Ensemble

So sieht Innovation aus. In Dortmund macht Kay Voges eine Variante vor. Digitalität im Bühnenraum. Eine Glasfaserleitung, ein Stück, zwei Theater, zwei Ensembles. Großartig und wirklich spannend. Wegweisend. Und wichtig.

Und doch konnte ich nicht umhin mich zu fragen, was ist zu viel und was gerade genug? Entzaubern wir damit den ursprünglichen Moment des Theaters, in dem wir in die Sphären der digitalen Räume eintauchen? Ist eine VR-Brille eine neue 3D-Brille und wir erleben die Bühnenstoffe dadurch erweitert?

 

Virtuell Reality und die Cyberräuber

Die Cyberräuber, ein Künstlerkollektiv, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Bühnenstoffe und deren Protagonisten zu digitalisieren, entführen uns mithilfe von VR-Brillen und Livecams in die sogenannten Experiences, die wir im Rahmen eines Bühnenstoffes erleben können. 

 

„Das Theater der virtuellen Realität bringt Theater in die VR und VR ins Theater. Warum?

„Wir lieben das Theater und wir glauben an VR als Erzählmedium: Wenn VR funktionieren soll, braucht sie Interaktivität, das Gefühl von Präsenz, Fokussierung auf Handlung und Personen. Und sie braucht starke Geschichten.
Theater kann das alles schon, seit Tausenden von Jahren und in allen menschlichen Kulturen. VR braucht das Theater.

Wir glauben an VR als Erzählmedium und lieben das Theater: Gutes Theater ist wunderbar. Aber die Zeiten des Theaters als bürgerliches Leitmedium sind vorbei. VR ist Zukunftstechnologie und ein Weg, viele Menschen unmittelbar zu erreichen. Und so: gutes Theater vielen zugänglich zu machen, unabhängig von Ort und Zeit. Außerdem sind in VR der Kreativität für Bühnen und Szenarien kaum Grenzen gesetzt. Theater braucht VR.“ Quelle: Cyberräuber

 

Astrid Kahmke vom bayrischen Filmzentrum München widerspricht.

Sie sagt, die Virtuell Reality ist keine Erweiterung des Bühnenraums oder des Kinofilms. Sie nennt sie eine eigene und noch neu zu gestaltende Kunstform, die noch in den Kinderschuhen steckt.

Und doch bietet es sich an, die ursprünglichen Sehgewohnheiten, vor allem aber die Geschichten, die im Theater jeden Tag und schon immer erzählt werden, zu nutzen und daraus das Zeitalter der Digitalisierung zu bespielen und zu gestalten.

Digitalisierung gestalten und mit entscheiden. Entscheiden wie weit wir gehen wollen, ohne uns abhängen zu lassen. Wie viel geben wir preis? Welche Stoffe sind geeignet und wie viel geben wir vom „alten System“ auf um ein neues, zukunftsweisendes zu entwickeln. 

Wollen wir statt Spielern Hologramme auf der Bühne sehen? Bleibt ein Bühnenraum der übliche Guckkasten? Ist die Verbreitung von Kunst über Streamingdienste ein Verrat am Livemoment des Theaters oder vielleicht die Lösung unseres ewigen Relevanzproblems? 

 

Fortschritt bezeichnet eine – zumeist im positiven Sinne verstandene – Änderung eines Zustandes. Gegenbegriffe sind Rückschritt und Stillstand. Fortschritt und Innovation begünstigen einander. (Google)

Und wie die Digitalisierung erst nicht vor zwei Wochen begann und immer mehr in unser Leben tritt, so müssen wir nicht morgen Lösungen, Rezepte und Systeme parat haben. Umso wichtiger ist es, miteinander zu sprechen, Experimente zu wagen, Fragen zu stellen und Formate zu entwickeln.

 

Ich bleibe dran! #wiedigitalistdiekunst

 

Fotos: Schauspiel Dortmund, Theater an der Parkaue Berlin, Pixabay





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