Vergangene Woche war ich in meiner Mission #kulturblogging unterwegs. Diesmal führte mich mein Weg an das frischgebackene Staaststheater Augsburg.
Was es mit diesem neuen Titel auf sich hat und was ich dort erlebt habe, erfahrt ihr hier.
Die Wintermonate, auch wenn sie dieses Jahr gefühlt später kamen als sonst, sind in der Theaterbranche so gesehen eine heiße Phase. Ab Oktober beginnen die Termine der Weihnachtspremieren. In der ganzen Republik starten Proben zum Kassenknüller (Märchen oder Familienstück genannt) und jedes zweite Theater „gönnt“ sich ein Werk der Kategorie „Unterhaltung“. Dieser Begriff ist selbtstverständlich dehnbar und zu definieren.
Von Operette, Musical bis Zauberflöte, auf den meisten Spielplänen tummeln sich in der Vorweihnachtszeit die Hits und Kassenschlager.
Augsburg im Umschwung
So auch in Augsburg. Augsburg, ein traditionsreiches Haus unweit von München, mit einer eigenen Liebe zu Schauspiel und Musiktheater. Traditionsreich auch weil Leopold Mozart gebürtiger Augsburger war und der Stadt einen Hauch von Mozartschem Flair verleiht.
Nach langer und harter Arbeit einiger Kulturschaffenden hat die bayrische Stadt mit Fluss und und Fachwerk dem Theater nun den Titel STAATSTHEATER verliehen.
Und damit besitzen nun die drei größten bayerischen Städte München, Nürnberg und Augsburg ein Staatstheater.
Der repräsentative Name ist das eine. Die leitende, verwaltende und kontrollierende Stiftungskonstruktion, die dahinter steht, ist das andere. Insgesamt ein großer Erfolg für den neuen Intendanten André Bücker, der vergangenen Herbst mit weitesgehend neuer Belegschaft seinen Dienst antrat.
Seitdem passierte eine Menge. Der Titel Staatstheater kam, die Sanierung des gesamten Hauses begann, dazu der Umzug in eine Interimsspielstätte. Trotzdem wuchs das Ensemble und das künstlerische Profil wurde geschärft.
Lustigerweise kenne ich alle drei Spartenchefs, die in Augsburg Schauspiel, Oper und Tanz vertreten. André Bücker begegnete ich 2009 am Nationaltheater Mannheim, dem Operndirektor Daniel Herzog bereits zu Schulzeiten am Staatstheater Darmstadt und Ballettchef Ricardo Fernando brachte mir 2007 am Musicaltheater Bremen das Steppen bei.
Nun reihte sich eine weitere Person in diese Runde, meine Freundin und Mentorin Andrea Schwalbach, die Regisseurin der Premiere am vergangenen Sonntag.
Zum wiederholten male durfte Andrea Die Zauberflöte inszenieren. Zum ersten Mal aber in Augsburg.
So kam es also, dass ich mich am Sonntag im Kreise vieler bekannter Gesichter im Martini Park Augsburg wiederfand. Ein interessanter Ort für Theater.
Wo sonst Haushaltsprodukte in den Industriehallen gelagert wurden, lassen sich die Theaterbesucher künftig in die Welt von Oper, Ballett und Schauspiel entführen. Im Martinipark werden pro Spielzeit 180 Aufführungen zu sehen sein. (So die Ausgburger Allgemeine)
Industrieschick und frisches Design überzeugen
Angefangen beim hippen Logo des Theaters, das aus einer derzeit im hippen Internethimmel sehr beliebten und häufig benutzten, Ananas besteht, bishin zu lilafarbenen Neonröhren, die einem Weg zum Theatersaal zeigen, erscheint die Interimsspielstätte in frischem Glanz. Dazu ein paar Betonwände und moderne Tische, die darüber hinweghelfen sollen, den alten Theaterraum zu vermissen. Das gelingt.
Die Atmosphäre stimmt, die Akustik und gerade die Pre-Premierenstimmung im Foyer gleicht einer jeden Premiere wie wir sie sonst erleben.
Auch im Theatersaal, der eigentlich einer Stadthalle ähnelt, fühlt man sich nach den ersten Tönen der mozartschen Zauberflöte schnell als wäre alles wie sonst.
Ich erlebe ein junges und spielwütiges Ensemble, musikalisch aber auch inszenatorisch überzeugt dieser Abend schnell. Man spürt die Widrigkeiten von fehlendem Schnürboden oder sonst gewohnter Theatertechnik nicht. Der theatrale Moment verzaubert uns und nimmt uns mit in die Welt von Pamina und ihrer Mutter.
Und was zeigt uns das Stück? Starke Frauen. Nicht nur Pamina und die Königin der Nacht, auch die drei Damen machen eine gute Figur.
Und nicht nur ein modernes Frauenbild zeigt die vielleicht berühmteste Oper von Mozart, ob ins heute versetzt oder nicht. Es sind die zentralen Themen, die hier verhandelt werden, die diese Oper zur meist gespieltesten, nicht nur im deutschsprachigen Raum macht. Sie ist ein Familien-, wie Politdrama, erzählt von Loyalität, Freundschaft und Vertrauen, nicht nur in andere sondern auch in sich.
FemFriday mit der Königin der Nacht
Gerade die beiden Protagonistinnen beeindrucken. Nicht nur mich sondern das gesamte Publikum ist gefesselt von Stimmgewalt und Spielfreude. So sehr, dass die beiden Sängerinnen schnell zum Publikumsliebling avancieren. Szenenapplaus meist für die beiden. Deshalb, nur am Rande, folgt hier bald ein FemFriday-Interview mit Olena Sloia und Jihyun Cecilia Lee.
Mich persönlich berühren die drei Knaben ebenfalls sehr. Drei Jungs der Augsburger Domsingknaben mit so viel Spaß am Singen, die mit unglaublicher Hingabe und Inbrunst schauspielen, dass es nicht nur ein Mutterherz erwärmen muss. 😉
Im Anschluss an einen humorvollen, bunten und vor allem ästhetisch runden Abend, erlebe ich ein überaus zufriedenes und sympathisches Ensemble, das sich gemeinsam mit den interessierten und begeisterten Zuschauern auf der Premierenfeier tummelt.
Ein stolzer Intendant rundet den Abend mit einer rührenden Rede ab, in der er sich bei allen Beteiligten bedankt. Bei Mozartquelle und Schnitzel beende ich ich meinen Abend im neuen Staatstheater Augsburg und hoffe bald wieder zu kommen.
{Kooperation}
Danke an das Staatstheater Augsburg!
Fotos: Jan-Pieter Fuhr
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