Im ersten FemFriday-Interview stelle ich Euch heute die Musiktheaterregisseurin Andrea Schwalbach vor.
Geboren in Frankfurt am Main, studierte Andrea Schwalbach Philosophie und Theaterwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. 1990 war sie Mitbegründerin des Mutare Musiktheater Ensembles, das jahrelang diverse Opernprojekte im Frankfurter Raum realisierte.
Weitere Inszenierungen führten sie in der Folge u. a. an die Staatsoper Berlin, die Staatsoper Stuttgart im Kammertheater, das Staatstheater Kassel und mehrfach an die Opernhäuser in Frankfurt, Bonn, Hannover, Saarbrücken, Linz, Oldenburg, Antwerpen. Sie inszenierte u.a. an der Oper Frankfurt, Oper Bonn, am Nationaltheater Mannheim, am Theater Osnabrück und am Theater und Orchester Heidelberg.
Andrea ist verheiratet und hat drei Kinder.Wir haben uns im Zuge des FemFriday über Gleichberechtigung am Theater, die Frauenquote und Kinderbetreuung ausgetauscht.
Weitere Inszenierungen führten sie in der Folge u. a. an die Staatsoper Berlin, die Staatsoper Stuttgart im Kammertheater, das Staatstheater Kassel und mehrfach an die Opernhäuser in Frankfurt, Bonn, Hannover, Saarbrücken, Linz, Oldenburg, Antwerpen. Sie inszenierte u.a. an der Oper Frankfurt, Oper Bonn, am Nationaltheater Mannheim, am Theater Osnabrück und am Theater und Orchester Heidelberg.
Andrea ist verheiratet und hat drei Kinder.Wir haben uns im Zuge des FemFriday über Gleichberechtigung am Theater, die Frauenquote und Kinderbetreuung ausgetauscht.
- Wie kamst du zum Beruf Regisseurin?
Der Beruf kam zu mir. Ich habe nie etwas anderes gemacht. Zwischendurch dachte ich, ich müsste Schauspielerin werden, habe aber in der letzten Runde der Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule gemerkt, das ich lieber da unten sitzen will und auf die Bretter, die die Welt bedeuten schauen, anstatt darauf stehen möchte. - An welchen Moment der Karriere erinnerst Du dich am liebsten?
Da wir etwas Vergängliches erschaffen, ist es eigentlich immer das nächste Stück. Sobald ich in Wiederaufnahmen meine Inszenierung nochmal betrachte, denke ich immer „Mensch, warum hast du das denn nicht gesehen, das muss doch so und so sein.“ Musiktheater ist so komplex das man es einfach nicht konservieren kann.
Gut so!!!! - Hat die Mutterschaft deine Karriere sehr beeinflusst?
Schwierige Frage, ich weiß nicht wie es ohne gewesen wäre.
Ich habe die Kinder am Anfang meiner Karriere bekommen. Ich habe einfach weiter inszeniert, auch als sie noch ganz klein waren. Die Zwillinge waren drei Monate alt als ich am Staatstheater Saarbrücken Cosi Fan Tutte inszeniert habe.
Ich habe auch mal was abgesagt, aber mir war klar wenn ich aussetzte, dann bin ich weg aus den Köpfen der Intendanten. Ich habe ganz oft verschwiegen das ich Kinder habe.
Ich saß grundsätzlich nur Männern gegenüber und die paar Frauen die an den großen Häusern inszeniert haben, hatten keine Kinder. Aber wenn du mit der Frage meinst, ob ich ohne Kinder heute an der MET oder in Salzburg inszenieren würde???? Müßig,vielleicht, vielleicht aber auch nicht. - Wie lief das mit der Kinderbetreuung während du inszeniert hast?
Ich hab ja gefühlt in der Steinzeit Kinder bekommen. Meint, jede Form der Kinderbetreuung wie wir sie jetzt haben, war gerade erst im Aufbau.
Kindergarten erst mit drei Jahren und das nur von 9-12.30 etc. Also hatten wir drei Jahre eine Kinderfrau, Aupair war nicht möglich bei drei kleinen Kindern und unseren Arbeitszeiten. Hat mich Jahresgehälter gekostet. Ich hab das aber immer als Investition in mich selbst gesehen.Mein Mann ist der beste Vater der Welt. Wir haben die Kids immer zusammen versorgt aber natürlich sind die auch in den Opernhäusern groß geworden.
Wir sind sonst wohin gefahren nur um sie in Kitas oder Schulen zu bringen wo Ganztagsbetreuung angeboten wurde.Mit dem Prinzip, jeder Tag ist Chaos und nur nicht den Humor verlieren, sind wir da ganz gut durchgekommen. Wobei ich nachschieben muß, mein Mann hat in den Kitas immer ganz viel Lob bekommen, wie toll er sich um die Kids kümmert während ich von denselben Frauen Anfeindungen erlebt habe, was ich doch für eine schlechte Mutter wäre. Echter Schwesternverrat! - Du hast zwei Töchter und einen Sohn. Wo liegt heute die Herausforderung Töchter zu erziehen?
Ich glaube es ist die größere Herausforderung Söhne zu erziehen. Meinen Töchtern lebe ich ja jeden Tag vor, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich ist, so wie auch meine Mutter mir, die selbständig war und zwei Kinder hatte.Aber was nutzt das alles wenn du am Ende wieder nur vor einem Mann sitzt der über Deine Karriere entscheidet. Wir brauchen vielmehr Männer die keine Angst davor haben das wir ihnen die Butter vom Brot nehmen.
Mein Sohn hat – Gott sei Dank- einen Vater, der keine Angst vor starken Frauen hat. - Was würdest Du jungen Kolleginnen raten, die beides wollen?
Beruf und Familie- das geht!! Einfach machen, nicht viel darüber nachdenken… Machen und fordern und sich nur Rat bei den Frauen holen, die dir wohlgesonnen sind, ansonsten auf dich selbst vertrauen. Männer würden über so eine Frage überhaupt nicht nachdenken. Warum dann wir? - Wenn die Frauenquote etwas bewirkt dann… (bitte beende diesen Satz)Gerechtigkeit! Und die liegt bei 50 % und nicht weniger!
Ich wäre sehr gerne die erste Quotenfrau gewesen. Ich bin mir sicher wir wären jetzt weiter.
Ich höre immer wieder den Satz von jüngeren Frauen, ich will den Job aber weil ich ihn verdiene, ich will ihn wegen meiner Befähigung. Wir müssen aufhören mit dem Mist von wegen wir müssen besser sein. Nein, wenn wir mal genauso Scheisse sein dürfen bei gleicher Bezahlung, dann haben wir Gleichberechtigung.
Wir sind die feindliche Übernahme für die Herren, sie geben es uns nicht freiwillig. - Gibt es am Theater Gleichberechtigung in Punkto Besetzung und Bezahlung?
Nein! Ganz klar, nein. Ich litt lange unter der Naivität , dass ich logischerweise gleich bezahlt werde. Mein Vater war die größere Emanze als meine Mutter.
Er hat mir von klein auf gesagt, ich könnte alles was ein Mann kann, einfach alles und wenn jemand etwas anderes behauptet, sei das gelogen.
Also dachte ich meine Eltern hätten den Kampf um die Gleichberechtigung schon für mich erledigt und ich könnte jetzt die Früchte ernten. Weit gefehlt.
Ich habe nur durch Zufall erfahren , das ein befreundeter Kollege, der genauso alt ist wie ich aber im Musiktheaterbereich viel weniger Erfahrung hatte, am selben Theater eine größere Gage bekam wie ich. Einfach weil der Intendant, der mich viel gefördert hat, meinte der Kollege hätte ja Familie zu ernähren.
Ich bin darüber immer noch sprachlos und fühlte mich zutiefst verraten.
Ich inszeniere an diesem Haus nicht mehr.Ich musste mir auch so Sprüche anhören wie „Inszenierende Hausfrau“!
- Was können wir Frauen tun um die Gleichberechtigung voranzutreiben?
Quote, Zusammenhalten uns gegenseitig fördern, uns weniger zurückhalten und mit den Männern arbeiten, die keine Angst vor Frauen haben.
Und wir müssen damit aufhören darauf zu warten, dass die Männer uns irgendwann aus der Ungerechtigkeit befreien.
Ich habe gerade im Zusammenhang mit meiner Arbeit an Ariane et Barbe Bleu (Oper von Paul Dukas aus dem Jahr 1907), nochmal Der Cinderella Komplex von Colette Dowling gelesen und war erschrocken wie aktuell dieses Buch noch ist.
Ich habe immer nur ausschließlich Frauen gefördert, wenn ich fördern konnte und tue das auch heute noch.
Habe das auch immer laut gesagt. Männer fördern ja auch Männer. - Beschreibe dich in drei Worten:
Frech. Laut. Neugierig - Was liest Du derzeit?
„Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari. Großartig! Unbedingt lesen, da relativiert sich so einiges. - Was ist deine Lieblingsoper?
Schwer, da gibt es soviele. Tosca ist vielleicht das perfekteste Stück Musiktheater, ich habe es schon zweimal inszeniert und würde es ein drittes Mal tun. Es gibt keinen Ton, keinen Satz den man ändern möchte und ich will eigentlich immer was ändern. Zum Leben brauche ich noch Strawinsky, Satie, Schubert, Cage, Schönberg, Mozart, Verdi, Glass……..
Wer sich für Andreas Arbeit inszeniert findet sie natürlich im Netz aber auch im virtuellen Leben über @andreaschwalbach bei Instagram.
Quelle: Wikipedia, Theater Heidelberg
Foto: Lara Sperber
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