Heute starte ich in ein neues Format und freue mich sehr, Euch unter der Überschrift APPLAUS, APPLAUS! besondere Menschen, Künstler:innen und außergewöhnliche Ideen vorstellen zu dürfen.
Ich beginne #applausapplaus mit dem Autor und Künstler Denis Pfabe. Dazu habe ich ihm ein paar Fragen gestellt, die ich Euch hier präsentiere…
Denis Pfabe, geboren 1986 in Bonn, ist gelernter Kaufmann im Einzelhandel und studierte Medienkommunikation und Journalismus in Köln. Er ist Absolvent der Bayerischen Akademie des Schreibens, war Stipendiat der Autorenwerkstatt Prosa am Literarischen Colloquium Berlin und erhielt das Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW. Denis Pfabe lebt in Bonn und fährt drei Tage die Woche Gabelstapler in einem Baumarkt. Sein hochgelobter Debütroman Der Tag endet mit dem Licht erschien 2018.

Du bist Autor und bildender Künstler. Wie würdest Du Dich und deine Arbeit selbst beschreiben?
Schreiben ist harte, anstrengende und sehr langsame Arbeit. Meine Kunst dagegen ist absolut frei, pures Spiel. Beim Collagenmachen will ich bloß Spaß haben in erster Linie. Ich glaube jedoch, das mittlerweile das eine nicht mehr ohne das andere existieren kann.
Hast Du ein literarisches Vorbild? Wer oder was inspiriert Dich?
Als Autor steckt es in meiner DNA einfach alles in meiner Umwelt auf seine Erzählbarkeit abzuklopfen. Jedes Detail im Alltag, jede Konstellation von Beziehungen, die ich mitbekomme, bis hin zu Gegenständen, die mir begegnen. Alles hat eine Geschichte.

Was bedeutet für Dich der Begriff Künstler?
Jeder der Kunst macht, ist Künstler. Viel mehr steckt da eigentlich gar nicht hinter. Ich weiß noch genau den Moment an dem ich mich da konkret das erste Mal mit auseinandersetzen musste. Ich hatte mich das erste Mal für eine Gruppenausstellung mit meinen Collagen beworben und vorher noch nie etwas von meinen Arbeiten öffentlich gezeigt, obwohl das halbe Atelier schon voller fertigem Zeug war. Ich setzte eine Email auf und weiß noch, wie ich kurz inne hielt – dann tippte ich: „Mein Name ist Denis und ich bin Künstler.“

Wie sieht dein Alltag aus? Wie beginnst Du einen Tag?
Ich bin jeden Tag im Atelier. Da stehen mehrere Tische und Werkbänke. Wenn ich gerade in einem Text stecke, ist der Schreibtisch die erste Anlaufstelle. Selten bin ich vor zwölf Uhr mittags da. Ich bin eher nachtaktiv, gerade was das Kunstmachen angeht. Das beginnt meist nach dem Schreiben. Wenn ich die Schnauze voll hab vom Text, dann wechsle ich einfach die Tische, setze mich vom Schreib- an den Schneidtisch. Collagen machen ist wie Urlaub vom Schreiben.
Dein erster Roman erschien 2018 und nur drei Jahre später – heute – erscheint schon dein nächstes Buch.
Wie gehst Du beim Schreiben vor?
Romane schreiben hat immer mit Commitment zu tun. Die Arbeit beginnt immer damit, dass ich herausfinden muss, ob ich mich mit dem Thema einer Geschichte wirklich für mehrere Jahre sehr dicht auseinandersetzen will. Ob ich also für einen langen Zeitraum erzählerisch in dieser Welt sein kann.
Wenn ich über etwas schreibe, muss ich es für mich völlig durchdringen. Erst dann kann ich die Geschichte finden, die ich erzählen will.
Im ersten Buch ging es um einen Performancekünstler in den 1980er-Jahren, der lose an Gordon Matta Clark angelehnt ist. Ein fragmentarischer Künstlerroman. Der neue Roman beschäftigt sich viel mit der Filmwelt und dem großen Überthema des Verlierens.
Was sollten wir über Deinen neuen Roman Simonelli wissen?
Jonathan Simonelli ist Attrappenbauer beim Film und seit einiger Zeit auf dem absteigenden Ast. Er gelangt in den Besitz einer seltenen Japanischen Pistole aus dem zweiten Weltkrieg, die er für viel Geld an einen Sammler verkaufen will.
Der Text ist ganz anders als mein Debut. Für mich ist das Buch eine Hommage an die klassischen Spionageromane, an Geschichten aus dem Noir oder Pulp. Erzählt wird die Geschichte eines Verlierers, der nicht zurückschauen will und sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzt von dem er keine Ahnung hat, wie gefährlich es ist.

Beschreibe Dich in drei Worten.
Buch. Collage. Baumarkt.
Wenn Du ein Buch einem Wochentag zuordnen müsstest, wie würde für Dich die perfekte Woche aussehen?
Montag bis Freitag durch die Bibliografie von Don DeLillo fräsen und am Wochenende dann nochmal von Joyce Carol Oates „Night. Sleep. Death. The Stars“ lesen.
Bist Du eher grün oder blau?
Schwarz.
Was findet sich immer in deinem Kühlschrank?
Oatley Haferdrink.
Um mehr über Denis zu erfahren, empfehle ich Euch einen Besuch auf seinem Instagramprofil. Gerade seine Collagen haben mich besonders amüsiert und die von Ihm erfundenen „Fleischautos“ sind meine absoluten Favoriten.

Beitragsbild: Buchcover Simonelli / Rowohlt Verlag
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