Von lovely Hugh, vom Urvertrauen und dem lang angekündigten Comfortbingen
Lockdown/Shutdown hin oder her. Ich bin für ein paar Tage zu Hause und darf nicht raus. Grund ist meine Rückenerkrankung namens Morbus Bechterew ( rheumatische Autoimmunerkrankung). Zur Biologikatherapie gegen die Entzündung im Steißbein habe ich ich eine sechstägige Cortison-Kur hinter mir um das letzte Bisschen Entzündung (Achtung entflammbar) aus meinem Körper zu kloppen. Stelle mir dabei vor, dass sich meine Entzündung auf dem Bett wälzt weil sie der Exorzist heimsucht. Vielleicht sind es auch Zombiebilder aus Shawn of the dead, die mir durch den Kopf gehen. Vorteil vom Cortison: war high, spürte sonstige Nebenwirkungen der Biologikaspritze kaum und schaffte es seit Monaten mal wieder einen Text zu schreiben.
Wie lang schon versprochen will ich Euch mit meinem ganz persönlichen Comfortbinging beglücken. Zwangsbeglückung ist hier ein wichtiger Begriff, den meine Familie (also Mama, Papa, Schwester und Onkel) gern benutzt. Man könnte auch Missionierung dazu sagen, das ist ja aber negativ besetzt. Oder sagen wir Influencing dazu? Wie schön, dass ich mich darüber ständig lustig mache, während ich insgeheim auf einen großen Werbevertrag mit nem schicken-hippen-vielleicht-auch-nachhaltigen-Label warte, was aber totaaal in mein intellektuelles Image passt und garnicht nach Kommerzialisierung aussieht.
Aber was könnte ich schon influencen außer Inhalten, die mich wirklich beschäftigen? Weil darin bin ich ja – Achtung Lieblingstriggerwort für unangenehme Gänsehaut: authentisch.

Ich habe vor knapp einem Jahr in einem Artikel im SZ-Magazin vom Comfort Binge erfahren. „So bezeichnete die Autorin Alexis Nedd auf der Nachrichtenseite Mashable die Serien, die man sich immer wieder anschaut, wenn man gerade etwas erschöpft oder faul ist. Die Serien sollen uns in diesem Moment nicht unterhalten oder überraschen, sondern mit vertrauten Stimmen und Handlungen berieseln. »Beim Comfort Binge geht es darum, mit minimalem Aufwand größtmögliches Vergnügen zu bekommen«, schreibt Nedd.“
Oh, I feel you. Ich habe schon in meinen frühen Zwanzigern mit meinen Freundinnen überlegt, wie ich es zu Thommy the Gottschalk in die Sendung schaffe, um mit dem unglaublichen Wissen über DIE Serie aller Serien Sex and the City ,irgendeine herrlich bescheuerte Wette zu gewinnen. Warum? Weil ich alles auswendig mitsprechen kann! Bravo. Hab mich gesteigert, heute gewinne ich bei jeder Instagramumfrage mit Random-Facts-Fragen über Friends. „Unnötiges Herrschaftswissen“ würde ein Freund von mir jetzt brüllen!
Urvertrauen
Doch woher kommt der Wunsch nach dieser Art von Wiederholung? Wir kennen es von Babys, die immer wieder (mitunter nervtötend) ihren Schnuller auf den Boden pfeffern und uns (gemeint sind Eltern, Patentanten, Tischnachbarn, Kassierer*innen, Erdkundelehrer*innen, Busfahrer*innen, Opernsänger*innen, BWLer*innen, Straßenkehrer*innen, Erzieher*innen, andere Babys…) dabei in die Augen blicken.
Mit diebischer Freude, wohl aber auch mit der unbekümmerten Hoffnung, dass wir den Schnuller wieder aufheben. Mir war das damals eigentlich zu doof. Mir wurde aber glaubhaft versichert, dass ich dieses Spielchen mitspielen müsse, um das Urvertrauen der Kinder zu stärken. Wiederholung schafft Sicherheit.
Das heißt, immer wenn ich Netflix öffne um Friends, Gilmore Girls oder About a boy zum wiederholten Male zu genießen, verspüre ich Sicherheit und Wärme. Stimmt genau.
All I need is Hugh
In den vergangenen Tagen waren altbekannte Filme das beste Heilmittel gegen mein Unwohlsein. Im wechselnden minderschicken Joggingoutfit suchte ich mich tagelang durch die Streamingangebote. Dinge wie Emily in Paris oder Haus des Geldes wurden empfohlen. Ersteres verstärkte meinen Brechreiz, zweiteres führte zu kommatösem Schlaf.
So griff ich zur Allzweckwaffe Hugh Grant. An dieser Stelle ein Hoch auf die Ladies vom Mama Lauda Podcast für ihr Wallpaper mit allen wichtigen Hugh Grant Filmen und dem besten Spruch: „All I want for Christmas is Hugh!“

Schalte ich Notting Hill ein, begebe ich mich erneut mit Hugh auf eine Reise in eine vertraute und heile Welt. Wenn, der eh schon wundervolle Song She von Elvis Costello erklingt, kuschelt sich mein geschundenes Ich in eine flauschige Wolldecke, seufzt und schlürft einen Schluck warmen Kakao mit Marchmallows und Schokostreuseln. Funktioniert jedesmal!

Ein anderes Phänomen entsteht, wenn ich Kummer oder Sorgen habe, dann helfen Katastrophenfilme oder Krimifälle über Serienmörder. Wird eine Familie abgeschlachtet oder es rollt eine gewaltige Flutwelle auf New York zu, fühlen sich meine Sorgen gleich viel viel kleiner an. Tatsächlich wähle ich dafür auch gern bereits bekannte Filme, bei denen ich weiß, wie es ausgeht. Is wie Schummeln aber auch das ist ja manchmal sehr beruhigend.
Meine größte Schwäche ist die Serie Criminal Minds. Ja, ich weiß, das ist ähnlich mies wie Frauentausch aber ich liebe es. Ein Ermittlerteam, das sich gut versteht. Die Mitglieder mögen sich und retten einander immer wieder das Leben. Dazu in jeder Folge ein möchtegern intellektuelles Zitat eines großen wichtigen Menschen unserer Geschichte wie z.B.:
Was des einen Nahrung ist, ist des anderen Gift!
Lucrezius (röm. Philosoph)
So sehr ich neuen Streamingdienste liebe, erliege ich dem riesigen Angebot immer öfter wie Mike Tyson damals James Douglas. Das ewige Aussuchen-müssen und sich nicht Entscheiden-Können ist nach manch hartem Arbeitstag anstrengender als ein Zoommeeting mit schlechtem Wlan.
Ungeachtet der gesellschaftlich relevanten Themen, die mitunter verhandelt werden und meine bereits genannten Dauerbrenner im Lichte der Emanzipation und Gleichgestellung der Geschlechter ziemlich abstinken, sind ein paar der Filme aus den 90er oder Nuller Jahre wahre Schätze.
Krimiverfilmungen der 90er nach John Grisham wie Der Klient, Die Jury oder Die Firma versprechen hochrangig besetzte Spannung. Diese lasse ich gern Laufen um die Wäscheberge zu bezwingen. Beim Ausmisten wiederum schaue ich dann gern zum wiederholten Male Sieben oder Das Leben des David Gale an. Und immer immer immer wieder GoodFellas!

Öffne ich Netflix springen mich die verschiedenen Kategorien an, dabei entdecke ich ein sehr ärgerliches Paradoxon. In meinem Profil gibt es die nennenswerte Kategorie: „Serien mit starker weiblicher Hauptrolle“ und nicht nur die Existens dieser Kategorie sondern auch die Auswahl, die Frau dann präsentiert wird, verletzt mich in meiner Intelligenz. Wenn da Gilmore Girls, Desperate Housewives und Sex and the City genannt werden, ok. Aber besagtes Emily in Paris, Jane the Virgin oder The Good Witch? Da hab ich dann schon weggeschaltet. Und natürlich brauche auch regelmäßig die nötige Dosis der Kategorie: Romantische Komödie. Deshalb empfehle ich Euch hier natürlich auch ein paar Mädchenfilme, die helfen dem realen Leben zu entfliehen und sich in die Welt von Nancy-Meyer-Küchen, großen Verlobungsringen und hohlen Reden zu begegeben, was zuweilen gut tut.
Die Spanne reicht von sehr hohl über garnicht mal so übel bis erstaunlicherweise richtig gut gemacht. Die wichtigsten sind bekannt: Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Email für Dich, Haben Sie das von den Morgans gehört? Umständlich verliebt, Bridget Jones und nicht zu vergessen Woody Allens Meisterwerk Alle sagen I love you oder mein alltime-favorite Besser geht’s nicht mit Jack Nicholsen als starke weibliche Hauptrolle. Ganz großes Kino!
Wer gern mal richtig schmachtet ist dann in der nächsten Kategorie richtig: Schmonzette oder wahre Liebesgeschichten: Tatsächlich Liebe, Sinn und Sinnlichkeit, Romeo und Julia, Titanic, Legenden der Leidenschaft (Oh Gott Brad), Dirty Dancing, Stolz und Vorurteil und Forrest Gump (Ja ok, is mehr als schmachten, muss aber mindestens dreimal im Jahr sein, am besten einmal zusammen mit Papa).
Um hier noch nachschlagen zu können, kommt jetzt meine Liste, von bereits altbekannten Filmen, die uns sicher durch den kalten Corona-Winter helfen. Serien und Filme mit höherem Anspruch folgen.
Verlinkt is nix, weil ich Euch nicht zu einem der Streamingdienste zwingen will. Vielleicht schmeisst sich eine*r von Euch ja noch ne oldschool-DVD ein 🙂
Romantische Komödien:
Notting Hill
Vier Hochzeiten und ein Todesfall
Email für Dich
Pretty Woman
About a boy
Haben Sie das von den Morgans gehört?
Umständlich verliebt
Bridget Jones
Seite an Seite
Catch me if you can
Mitten ins Herz
Wo die Liebe hinfällt
Wenn Liebe so einfach wäre
Clueless
Zehn Dinge, die ich an dir hasse
Ein Chef zum Verlieben
French Kiss
In Sachen Liebe
Weil es Dich gibt
Soloalbum
Der Teufel trägt Prada
Was Frauen wollen
Sex Tape
An deiner Seite
Was das Herz begehrt
Freunde mit gewissen Vorzügen
Glauben ist alles
Green Card
Mitten ins Herz
Sowas wie Liebe
Tage wie dieser
…und dann kam Polly
Man lernt nie aus
Liebe braucht keine Ferien
My Girl
Sabrina
Thriller/Krimis:
Mystic River
Sleepers
Die Hard
Con Air
Zwielicht
Departed
Illuminati
Gone Girl
The Game
Die Akte
The Ides of March
Die purpurnen Flüsse
Betty Anne Waters
The Wolf of Wall Street
Dallas Buyers Club
Eine Frage der Ehre
The Prisoners
The Town
Der Nebelmann
State of Play
Taken 1-3
Mission Impossible
Die üblichen Verdächtigen
Im Körper des Feindes
Thirteen Days
Malavita – The Family

Schmonzetten:
Tatsächlich Liebe
Sinn und Sinnlichkeit
Romeo und Julia
Titanic
Frida
So wie wir waren
Vom Winde verweht
Legenden der Leidenschaft
Dirty Dancing
La Boom
Breakfast at Tiffany
Vicky Christina Barcelona
Emma
Wiedersehen in Howards End
Hautnah
Midnight in Paris
Die Hochzeit meines besten Freundes
Shakespeare in Love
Stolz und Vorurteil
Forrest Gump
Zeiten des Aufruhrs
Ghost
Während Du schliefst
The great Gatsby
Tulpenfieber
Bodyguard
Zwei an einem Tag
Love and other Drugs
Somersby
Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunter kam
Viel Spaß!
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