Ich bin total up to date. Ich bin jung und komme aus der Digitalstadt Darmstadt. Wer kann das schon von sich sagen? Ok, 140.000 andere Darmstädter.
Aber wie nutzen es die anderen? Ich zum Beispiel kann im Netz singen, basteln, heulen, rechnen und Schuhe kaufen. Wow Helene“, „Bravo“ denkt ihr. Find ich auch.
Ich mache alles online und stehe dazu. Ich bin ein Junkie. Wäre ich nicht schon vor dem Erscheinen von Tinder verheiratet gewesen, hätte ich meinen Mann und Kinder auch dort aufgegabelt.
Ich schreibe online Tagebuch mache virtuellen Sport und untersuche meine Pickel mit einer App.
Und nein, ich bezeichne mich nicht als Influencer nur weil mir ein paar mehr Menschen bei Instagram folgen. Das Wort Influenza treibt mich tatsächlich mehr um als Mutter von zwei Töchtern im Alter unter zehn.
Um mich zu beschreiben würde ich lieber den Ausdruck Kulturbloggerin verwenden, da ich von Hause aus Thetaer-Regisseurin bin und in der Elternzeit meine Liebe zum Schreiben und Bloggen entdeckt habe. Aber kommen wir zur Digitalstadt Darmstadt und meinem smarten Alltag zurück. Smart bin ich übrigens auch. Ihr seht mich lächeln.
Darmstadt und ich
Vergangenen Sommer bin ich nach drei Jahren in Eisenach (beruflich bedingt haben wir dort gelebt) mit meiner Familie zurück nach Darmstadt gezogen.
In den Jahren der Abwesenheit habe ich die enorme Entwicklung dieser immer mehr wachsenden Rhein-Main-Metropole Darmstadt verfolgt und spüre die großstädtischen Möglichkeiten hier ganz deutlich. Der Blick von außen war sehr spannend. Doch was heißt eigentlich Digitalstadt?
Wir alle profitieren von der Digitalisierung- es geht los beim Onlinbanking, Wetterapps oder den sozialen Medien, die wir bereits als einen festen Bestandteil unseres Alltags empfinden. Darüber hinaus gehen viele Unternehmen digitale Wege um ihren Mitarbeitern smarte Lösungen im Arbeitsalltag anbieten zu können.
Gerade ich arbeite den ganzen Tag in einem smarten Konstrukt, da ich Texte für Kunden erstelle, denen ich nur im Skype-Telefonat gegenübersitze oder fröhlich per Mail kommuniziere. Ich vernetze mich über die unschiedlichsten Tools und genieße die Vorzüge des weiten weiten Webs sehr.
Auch meine Kinder können sich ein Leben ohne Internet kaum noch vorstellen. „Haben wir da WLAN?“ fragen sie bevor man an den Gardasee fährt. Hörspiele sind überall abrufbar. Genauso wie die iTunes- oder Netflixfilme in einem Drahtlosnetzwerk laufen und die Auswahl ist groß.
Doch in welchen Bereichen des Alltags ist die Digitalisierung gerade in Darmstadt spürbar?
Ich kann z.B. Termine beim Bürgeramt für Passantrag online ausmachen und umgehe damit lange Wartezeiten. Herrlich wenn man kurz vorm Urlaub feststellt, dass das eine Kind keinen gültigen Ausweis hat. Klassiker!
Drei Klicks, einmal früh aufstehen und das Problem ist gelöst.
Eine weitere smarte Lösung sind die digitalen Straßenbahntickets, die tatsächlich manche Großstädte noch nicht anbieten. Sekundenschnell kaufe ich ein Ticket und verpasse wegen des Automatens nicht die gewünschte Linie.
Für alle Autofahrer unter uns bieten diverse Verkehrsleitsysteme Staumeldungen oder Parkplatzsuche innerhalb des Straßenverkehrs.
Für mich, die unter Autotorette leidet (der Hulk mit blonder Perrücke) sind solche Angebote regelrecht heilsam, da der Berufsverkehr am Morgen mein fast täglich Blut zum kochen bringt.
„Der Bürgernutzen steht im Mittelpunkt dieser „neuen Lebensreform“. Wir wollen einen elektronischen Mehrwert für die Menschen, keinen Selbstzweck.“ sagt der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch.
Jochen Partsch sorgt sich also um meinen Blutdruck. Ach schee.
Aber generell im Gesundheitswesen bieten Krankenhäuser und Ärzte Dienste wie die Online-Sprechstunde oder das Gesundheitsarmband, das digital Werte des Patienten an die Ärzte versendet.
Ob wir gesünder sind oder im Alltag wirklich entspannter sind, sei mal dahin gestellt. Ich schreie deutlich weniger im Auto, hab weniger Stress vorm Urlaub und genieße alte Hörspiele aus meiner Kindheit mit meinen Kindern unterwegs aufm Handy oder Tablet.
Ich freue mich aber vor allem über die Offenheit in Darmstadt einem neuen Zeitalter gegenüber und das kann man nicht von allen Städten sagen!
Dieser Beitrag erschien als „Helene pingt“-Kolumne in der 1/18 Ausgabe des PING MAGAZINS.
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