Das heutige FemFriday-Interview führe ich mit der Fernseh-Schauspielerin Julia Stinshoff.
Julia wurde 1974 in Bonn geboren. Nach ihrer Schulzeit begann sie Anglistik, Philosophie und Vergleichende Religionswissenschaften zu studieren.
Anschließend besuchte sie von 1997 bis 1999 die Stage School Hamburg und nahm Schauspielunterricht bei Johanna Brix.
Sie begann Ihre Karriere als Kommissarin in Alarm für Cobra 11 – Einsatz für Team 2 als auch als festes Ensemblemitglied der SAT.1-Serie Ladykracher.
Kurz darauf bekam sie ihre eigene Comedy-Serie Krista bei RTL und spielte in den vergangenen Jahren in zahlreichen Tv-Produktionen wie u.a. Soko Köln, Dr. Klein, Danni Lowinski, Die Rosenheimcops, Um Himmels Willen, In aller Freundschaft oder der NDR-Kinder-Serie Sesamstraße mit.
Julia lebt in Hamburg und ist seit 2010 mit ihrem Schauspielerkollegen Leander Lichti liiert. Das Paar wurde 2013 Eltern von Zwillingen.
Kommen wir nun zu den Fragen und Julias Antworten:
Wie kamst Du zum Beruf Schauspielerin?
Damals während meiner Oberstufenzeit war Internet n.n.so weit verbreitet, ich mußte also ganz klassisch Telefonbücher und Gelbe Seiten wälzen. Da ich immer belächelt wurde, wenn ich den Wunsch, Schauspielerin zu werden, geäußert habe, durfte natürlich zunächst niemand von meinen Recherchen nach einem Einstieg in die Welt des Schauspiels wissen.
So kam es, daß ich mich- blauäugig und naiv- durch alle möglichen Institute durch telefonieren mußte und u.a. bei Schaustellern, die mir erstmal den Unterschied erklären mußten- bis hin zu diversen Casting- und Produktionsbüros landete. So habe ich mir äußerst unbeholfen, aber mit viel Beharrlichkeit meinen Weg durch den Dschungel der Möglichkeiten gebahnt und hatte letztlich sowohl eine Schauspielagentur, die mich schon früh zu verschiedenen Castings geschickt hat, als auch einen Ausbildungsplatz an einer Musicalschule in Hamburg…
An welchen Moment in deiner Karriere erinnerst Du dich besonders gut?
Eigentlich an meine ersten Jahre, in denen ich in kürzester Zeit vier Serien („Alarm für Cobra elf-zweites Team“; „Krista“; „Ladykracher“ und „Liebesleben“), zwei Event-Movies („Crazy Race“; „Megalodon-Haialarm auf Mallorca“) in den Hauptrollen und noch einige „kleinere“ Projekte nebenher gedreht habe.
Dieser Start war so rauschhaft und raketenartig und genau so schnell wieder vorbei, wie er gekommen war- von jetzt auf gleich.
Aber nachdem ich mich einige Monate berappelt hatte, ging es glücklicherweise wieder weiter. Wenn auch moderater als zuvor, jedoch auf lange Strecke deutlich gesünder…
Empfindest Du ein Ungleichgewicht in der Filmbranche, was die Geschlechterbesetzung angeht?
Das ist ein Thema, das immer viel postuliert wird und ich möchte auch keinesfalls den Frauen in den Rücken fallen, die nach wie vor für die Rechte von Frauen ein stehen. Aber ich kann aus meinen eigenen Erfahrungen eher erfreulich fest stellen, daß es durchaus sehr viele Formate mit Frauen als tragende Charaktere gibt.
Ob das jetzt deutlich weniger sind als die der männlichen kann ich nicht beurteilen, ich habe mich jedenfalls als Frau nie großartig benachteiligt gefühlt. Im Gegenteil, ich habe immer die weiblichen Strategien und Vorzüge im Berufsleben zu schätzen gewußt.
Was macht für dich Fempowerment heute aus?
Ressourcenorientiertheit. Die eigenen, weiblichen Stärken erkennen und authentische, wirkungsvolle Strategien finden.
In welchen Momenten deines Jobs wärst Du lieber ein Mann?
Wenn es am Set nur Dixies gibt.
Wenn die Frauenquote etwas bewirkt dann… bitte beende diesen Satz!
…freut es mich für alle, die sich dafür ein gesetzt haben!
Was können wir Frauen tun, damit sich die Wahrnehmung auf unser Geschlecht am Arbeitsmarkt ändert?
Warum sollte man unser Geschlecht denn nicht wahr nehmen?
Wir nehmen doch auch wahr, ob ein Mann oder eine Frau vor uns steht, das liegt in der Natur des Menschen, davor können wir uns gar nicht schützen.
Die Frage ist doch eher, wie man ein respektvolles Miteinander findet.
Und das schaffen wir meines Erachtens im Kleinen wie im Großen durch Selbst-Bewußtsein und ein klares Selbstbild, das wir nach außen transportieren.
Die Klaviatur der Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten ist so groß und wir sollten lernen, sie zu nutzen.
Du bist Mutter von zwei Töchtern. Was gibt’s Du ihnen für ihre Berufswahl mit auf den Weg?
Für ihre Berufswahl wie für ihren Lebensweg wünsche ich ihnen, daß sie glücklich werden! Zufrieden und erfüllt sind von dem, was sie tun. Ihren Platz im Leben finden und sich dort gut und richtig fühlen.
Daß sie ihre Chancen und Möglichkeiten nutzen, respekt- und liebevoll mit sich selbst und anderen sind und das Leben in vollen Zügen genießen!
Wie läuft es bei Euch mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Phu, da fragst Du was!! Also, die ersten fünf Jahre ging es sehr gut. Wir haben beide in der Anfangszeit einige Jobs abgesagt, um für die Kinder da zu sein. Zwillinge sind die ersten zwei Jahre für sich schon ein Fulltimejob! Dann kehrte mehr und mehr Ruhe und Routine ein und die Job-Anfragen paßten immer ziemlich gut in unsere Planung.
Derzeit stecken wir aber erstmalig in einer Phase, in der alles gleichzeitig passiert: Leander hat zwei verschiedene Drehs in Berlin und Stuttgart und einige Synchron-Arbeiten in Hamburg und ich einen sechswöchigen Dreh in Bayern.
Das ist natürlich wahnsinnig viel Fahrerei und Organisiererei und geht auch nur mit tollen, tatkräftigen Großeltern und solange die beiden noch nicht schulpflichtig sind.
Wie wir das dann ab nächstem Jahr regeln, müssen wir schauen…
Wir sind in unserem Beruf eigentlich immer gezwungen, sehr „im Moment“ zu sein, da wir selten wissen, was morgen oder nächste Woche/Monat ist.
Und wenn wir glauben es zu wissen und einen Spitzenplan erarbeitet haben, gibt es unter Garantie wieder eine Drehverschiebung…
Beschreibe Dich in drei Worten…
Humorvoll. Impulsiv. Liebend.
Was liest Du derzeit?
Zwei Sachbücher: „Lösungskunst“ von Herbert Eberhart und Paolo J.Knill und „Transformation“ von Hannes Jahn und Peter Sinapius.
Hast Du ein Lebensmotto? Wenn ja, wie lautet es?
Du mußt Dein Ändern leben und
Always look on the bright side of life!😊
Ihr findet Julia über ihre Agentur Fischer und Partner, Facebook und Instagram.
Foto: Bernd Brundert
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