FemFriday mit Vreni Frost

Im FemFriday-Interview beantwortet heute die Bloggerin und Internetaktivistin Vreni Frost meine Fragen.

Vreni Frost inspiriert ihre Leser bereits seit einem knappen Jahrzehnt auf ihrem Blog neverever.me.
Hier teilt sie gemeinsam mit ihren Redakteuren Ideen, Erfahrungen und Meinungen zu aktuellen Lifestyle-Themen.
2016 gründete Vreni das erste und bisher einzige deutsche Technik-Blogazine für Frauen – www.techandthecity.de.

Die studierte Medienwissenschaftlerin ist zudem als Markenberaterin und Moderatorin täig. Inzwischen trifft man sie auf zahlreichen Veranstaltun- gen und Konferenzen als Speakerin an.

Auf Instagram teilt sie ihre Erlebnisse täglich mit mehr als 50.000 Followern.
Den Begriff „Influencer“ mag sie nicht. Deshalb nennt sie sich „Sinnfluencer“, „Maître d’Internet“ oder „Hippie Ninja“.
Ihre Devise: Sie möchte durch ihre Stories inspirieren.
Bei Vreni findet man ehrliche Empfehlungen und authentische Selbstkritik. Bestechend ist ihre Komik und die Gabe des Imitierens.
Aktuell gab Vreni bekannt, dass sie sich als Synchronsprecherin ausbilden lässt.
Man darf gespannt sein!

 

Wie kamst Du zum Beruf Bloggerin?

Ich habe vor knapp zehn Jahren angefangen zu bloggen. Damals hätte ich nie im Leben gedacht, dass sich daraus einmal meine Hauptbeschäftigung entwickeln würde. Es war ein reines Hobby. Ich sehe das heute übrigens als großen Vorteil an. In einer Zeit, in der jeder Influencer werden will, nur um berühmt zu sein, fokussiere ich mich immernoch auf das Storytelling, das mir stets wichtig war. Das wird sich auch hoffentlich nie ändern. Ich finde es in dieser Instant-Welt so wichtig, immer noch Geschichten zu erzählen und den Followern einen Mehrwert zu bieten. Ich will mehr als kurzlebige Bilder.

An welchen Moment in deiner Karriere erinnerst Du dich besonders gut?

Jetzt gerade ist ein Moment, der ein absoluter Wendepunkt für mich ist. Ich starte in wenigen Tagen meine Ausbildung zur Synchronsprecherin. Eininhalb Jahre dauert das und wir werden sehen, was sich daraus entwickelt. Generell erinnere ich mich gern an Momente, in denen ich mutig war und mein Leben in eine neue Richtung gelenkt habe. Das hat sich immer ausgezahlt.

Was macht für dich Fempowerment heute aus?

Sich nicht auf die Schulter zu klopfen, weil man Frau ist und etwas erreicht, sondern ein offenes, authentisches Frau-Sein. Ich kann diesen T-Shirt Feminismus nicht leiden. Das liegt aber auch daran, dass ich ein liebevolles, durchdachtes Handeln schon immer besser fand, als Botschaften auf einem Shirt zu tragen. Meine Eltern haben da ganz furchtbar viel richtig gemacht, weil sie mir nicht ein einziges Mal (!!!) vermittelt haben, dass ich mich als Mädchen oder Frau anders zu verhalten habe. Das wird mir in den letzten Jahren so richtig bewusst und ich bin ihnen so krass dankbar dafür. Ich bin aufgewachsen in einer absolut gleichberechtigten Familienwelt, was mir heute sicherlich viel zu meiner Stärke verholfen hat.

In welchen Momenten deines Jobs wärst Du lieber ein Mann?

In keinem einzigen. Ich habe mich in meinem Leben noch nie als Frau benachteiligt gefühlt.

Was können wir Frauen tun, damit sich die Wahrnehmung auf unser Geschlecht am Arbeitsmarkt ändert?

Ich habe einige Jahre als Rhetoriktrainerin gearbeitet. Dabei habe ich unter anderem Kurse zur Frauenrhetorik gegeben. Frauen haben ganz eigene Sprechmuster, die es zu beseitigen, aber auch zu fördern gilt. Sie müssen Totschlagargumenten und unqualifizierten Aussagen von Männern, aber auch leider von Kolleginnen, begegnen. Das kann man lernen. Was ich damit eigentlich sagen will: Beobachte dein Umfeld und überlege, wie du dich entsprechend verhalten kannst, um anerkannt zu werden und zu erreichen, dass deine Stärken erkannt und gefördert werden.

Du bist eine echte Internetgröße. Empfindest Du in deinem Umfeld ein Ungleichgewicht an Frauen in Führungspositionen?

Ich würde mich nie im Leben als Internetgröße bezeichnen, aber ich weiß, was ich vermitteln will und das erreicht viele interessierte Menschen, vor allem Frauen. In der Blogosphäre gibt es unglaublich viele Frauen, die ihre eigenen Online-Magazine erfolgreich leiten. Dennoch ist das eben gesamtgesellschaftlich betrachtet, eine ganz kleine Blase. Außerhalb dieser schimmernden Bubble herrscht noch sehr viel Bedarf an tollen Frauen an der Spitze von Unternehmen.

Wie wichtig ist die Solidarität unter Frauen für Dich?

Mir ist Solidarität unter Menschen wichtig. Ich mache den Mund auf für jeden, der in meinen Augen ungerecht behandelt wird. Dabei unterscheide ich nicht zwischen Geschlechtern. Einen Frauenbonus nur für’s Frau-Sein gibt es bei mir nicht.

Was würdest Du an der virtuellen Blase Instagram gern ändern?

Ich würde gern mit einer Nadel reinpieksen und dann im Regen der zerberstenden Tropfen tanzen. Das ist sehr überspitzt, zeigt aber gut, wie ich die Plattform manchmal empfinde – nämlich als hohle Blase, in der es heute leider nicht mehr um tolle Bilder geht, sondern um die Reichweite und das Engagement, das man damit erreicht.

Beschreibe Dich in drei Worten:

Liebevoll, laut und lustig.

Was liest Du derzeit?

Der Outsider von Stephen King, die aktuelle Enorm zum Thema Landwirtschaft und die Bedienungsanleitung für meinen Kärcher.

Hast Du ein Lebensmotto? Wenn ja, wie lautet es?

Mein Lebensmotto ändert sich wahrscheinlich dreimal pro Tag. Jetzt in diesem Moment wäre es: „Wenn der Wind stärker weht, bauen die einen Mauern, die anderen Segelschiffe.“

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Ihr findet Vreni auf neverever.me, www.techandthecity.de, Facebook, Pinterest und Instagram.

Foto: Suzana Holtgrave

 

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