Girlsnightin

Von Stillettos, einem bedeckten Fußboden und meinem ewigen Vorbild

Es ist Dienstagabend. 19:00 klingelt es. (Früher haben wir uns viel später getroffen um auszugehen, doch das vor den Kindern, einer Hypothek und der Ergreifung der Weltherrschaft.)
Heute gehen wir nicht mal aus. Heute heißt es GirlsnightIN nicht out.

Wir haben heute den ersten Mädelsflohmarkt. Nein, das hat nichts mit einem Menschenhändlerring oder Prostitution zutun. Nein, wir treffen uns um Klamotten untereinander zu verkaufen oder zu tauschen. Vor einigen Jahren nahm ich an diesem Spektakel im elterlichen Wohnzimmer teil und war wie im Bann.
Zehn halbbekleidete Frauen mit Sektgläsern in der Hand wanderten durchs Wohnzimmer. Sie kicherten, posierten und berieten sich gegenseitig:

„Ja das steht Dir! Tolle Farben, betont deine Wangenknochen!“

Mich faszinierte dieses Bild so sehr, dass ich sogar begann darüber ein Theaterstück zu schreiben. Vollenden kann ich es aber erst jetzt. Nachdem ich einen solchen Abend mit meinen Freundinnen in meinen eigenen vier Wänden abhielt. Und tatsächlich die Voraussetzung von Sekt, Stillettos und feinen Fähnchen ist ein Garant für einen guten Abend.

Schnell war die Stimmung am Höhepunkt und die Shirts am Boden. Hemmungen wurden abgestreift ebenso wie Hosen. Und sogar die Beratung der Freundin ob ein gestrickter Minirock wieder in Mode sei, gefällt fast besser als für sich selbst ein Outfit auszusuchen. So wie ich damals, waren diesmal meine Töchter dabei. Anders fasziniert und eher aufs selbst-was-anziehen bedacht, sprangen die beiden Görls höchst amüsiert durchs Zimmer.

Ein wichtiges Phänomen, dass viele kennen werden, hat man einmal beschlossen den rot-gelb geringelten Pullover ausgemistet, da man ihn seit Wochen nicht getragen hat und ihn plötzlich an der Freundin sieht, gefällt er plötzlich wieder besonders. Und ähnlich wie wenn man beim Flohmarkt im Viertel verkauft, schrumpft der Haufen der Klamotten nicht, da man ja proportional neue alte Schätze auf den Stapel packt.

„Das hattest Du doch an Julias Hochzeit an, oder?“ und sofort schwelgt man in gemeinsamen Erinnerungen.

Und natürlich konnte ich nicht umhin mich zu fragen, ob das Vorbild dafür nicht eigentlich doch wieder die ewig aktuelle Carrie ist?
Ist es nicht bei Ihr ein mords Spaß ihr beim Ausmisten mit einer Flasche Champagner zu zu sehen.

Toss or take?

Übersetzt: wegwerfen oder nehmen. Diese Schildchen halten Carries Freundinnen bei jedem Teilchen hoch, das Carrie aus ihrem begehbaren Kleiderschrank posierend vorführt. Was wird behalten? Alles was aus gutem Material besteht, blau, der Figur schmeichelt und einen Typ unterstützt.

Weggeworfen wird etwas, dass zu eng, mit billigem Aufdruck ist oder aus Plastik ist.
Wie das franzözische It-Girl Caroline de Maigret sagt, was man nie im Schrank einer Pariserin finden wird: „Nylon, Polyester, Vsikose oder Vinyl- wer will schon freiwillig schwitzen, müffeln oder glänzen?“

Ob Pariserin, New Yorkerin oder eben Du und ich: wohlfühlen mit Stil ist der Schlüssel und ist es nicht noch schöner, sich im ehemaligen Lieblingsshirt der besten Freundin wohl zu fühlen.

Ein Abend der gut fürs Portemonaie und gut für Seele ist- deshalb sollte jeder von uns das einmal erleben.
Viel brauchts nicht- Lieblingsgetränke und Lieblingsmenschen, das wars!
Ich wünsche viiiiel Spaß!

 

 

Veröffentlicht am 16.08.2018 in der Thüringer Allgemeine Zeitung.

Eine Antwort zu „Girlsnightin“

  1. Tolle Idee und auch gleichzeitig ein Gemeinschafts-Event, das verbindet. Daumen ganz hoch, wenn ich das mal so flapsig sagen darf 🙂

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von Helene Anschütz #chronischgut

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen